Leitfaden für die neuropsychologische Begutachtung von Thomas Merten
Mehr als zwanzig Jahre sind seit dem Erscheinen des ersten eigenständigen deutschsprachigen Buchs zur neuropsychologischen Begutachtung (W. Hartje, Neuropsychologische Begutachtung, Hogrefe Verlag, 2004) vergangen, das damals eine wichtige Lücke schloss, inzwischen jedoch von den vielfältigen Entwicklungen im Gutachtenwesen, in der Gesetzgebung und der Rechtspraxis überholt wurde. Der Pandemie und den durch die Lockdowns freigewordenen Kapazitäten ist zu verdanken, dass ich Ende 2022 dem Hogrefe Verlag den Vorschlag unterbreitete, eine im Umfang deutlich breiter angelegte Darstellung, die den Entwicklungen seitdem Rechnung tragen würde, zu publizieren. Wie bereits im Band von Hartje sollte der Schwerpunkt dabei nicht auf den für die Sachverständigentätigkeit notwendigen fachlichen Grundlagen liegen, sondern auf gutachtenspezifischen Themen. Großen Raum nimmt die Darstellung des Gutachtenaufbaus ein. Spezifika der Kausalitätsbeurteilung in verschiedenen Rechtsbereichen werden ebenso dargestellt wie die wichtigsten Besonderheiten in den bedeutendsten Anwendungsgebieten, in denen neuropsychologische Gutachten in Deutschland in Auftrag gegeben werden (im Sozialrecht: Gesetzliche Unfallversicherung, Schwerbehindertenrecht, soziales Entschädigungsrecht, Gesetzliche Rentenversicherung; im Zivilrecht: Haftpflicht, private Unfallversicherung, private Berufsunfähigkeitsversicherung; im Verwaltungsrecht: beamtenrechtliche Begutachtung, berufsständische Versorgungswerke).
Leider ist es nicht gelungen, für alle angedachten zusätzlichen Exkurse, die den Band ergänzen sollten, Mitwirkende zu finden, sodass die Darstellung auf fünf abschließende Kapitel beschränkt bleiben musste: Begutachtung im interkulturellen Kontext, Begutachtung von Kindern und Jugendlichen, Begutachtung der adulten Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitätsstörung, Begutachtung des leichten Schädel-Hirn-Traumas und Begutachtung der Geschäfts- und Testierfähigkeit. In das letztgenannte Kapitel fließt die österreichische Perspektive in besonderer Weise ein, dank der wertvollen Mitarbeit von Dr. Thomas Bodner. Anders als in Österreich, werden in Deutschland in diesem Bereich kaum je neuropsychologische Gutachten in Auftrag gegeben; dies wird dort vielmehr als ureigen ärztliche Aufgabe wahrgenommen.
Rückmeldungen und Anregungen zum Text sind natürlich jederzeit willkommen, insbesondere was Erweiterungen für eine spätere etwaige Neubearbeitung betrifft. Diese sollte dann auch, was jetzt nicht realisierbar war, Kapitel zu Besonderheiten der neuropsychologischen Begutachtung in Österreich und der Schweiz enthalten, insbesondere was abweichende rechtliche Regelungen und die tatsächlichen Gutachtenpraxis betrifft.
Den Herausgebern des NEUROPSY Newsletters danke ich für die Einladung, diesen kurzen Text zur Vorstellung der Neuerscheinung zu verfassen. Für eine etwas breitere Darstellung, als es die hier gestattete, kann auf Interview verwiesen werden, das der Hogrefe Verlag auf seiner Homepage veröffentlicht hat:
www.hogrefe.com/de/thema/wie-man-neuropsychologische-gutachten-erstellt-ein-leitfaden
Bibliografische Angaben:
Merten, T. (2025). Leitfaden für die neuropsychologische Begutachtung. Göttingen: Hogrefe.
unter Mitarbeit von Thomas Bodner, Anselm Fuermaier, Rainer John und Oliver Tucha.
ISBN 978-3-8017-3242-4
1. Auflage, erschienen im August 2025.
IX/251 Seiten
Preis: 34,95 Euro
